Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam 47 Tote in Klinik! Experten belasten Leitung und Stadt

Von: Michael Sauerbier

20.01.2021 - 10:58 Uhr

Potsdam (Brandenburg) - Warum mussten beim Corona-Ausbruch in Potsdams städtischem Klinikum 47 Menschen sterben? Das erschütternde Urteil einer Experten-Kommission: Gewinn war für Stadt und Klinikchefs wichtiger als das Leben der Patienten! Der Eingangsbereich des Ernst von Bergmann Klinikums
Foto: dpa

Der Bericht von Kommissions-Chefin Anita Tack (Linke) belastet Ex-Klinik-Boss Steffen Grebner, Rathaus, Aufsichtsrat und Gesundheitsamt. Gegen Grebner ermittelt der Staatsanwalt wegen fahrlässiger Tötung.

"Sichere Patientenversorgung und Hygiene waren im Klinikum unterbelichtet", sagte Tack, "es sollte vor allem Gewinne für die Stadt erwirtschaften." Das hatten die Stadtverordneten 2005 beschlossen. Gesundheit habe die Aufsichtsrats-Politiker nicht interessiert.

So gab es im 1000-Betten-Haus nur eine Hygiene-Ärztin. Von wichtigen Entscheidungen wurde sie ausgeschlossen, Kritik war unerwünscht. Denn Hygiene kostet Geld. Pfleger fehlten, Zimmer wurden überbelegt.

"Das Risiko eines Corona-Ausbruchs im Haus wurde nicht gesehen", so der Bericht. Als es Ende März dazu kam, meldete ihn die Klinik zu spät ans Gesundheitsamt - das selbst kaum nachfragte. Erst vier Tage später ließ es die Klinik schließen.

Die neuen Chefs wollen mehr Pfleger und eine Hygiene-Chefärztin einstellen. Doch Tausende Mitarbeiter aus dem früheren Duckmäuser-System bleiben, der infektionsträchtige DDR-Bau auch. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD): "Wir prüfen einen Neubau."


Quelle: bild.de vom 20.01.2021